Eine besondere Ferienfreizeit hat der Kinderschutzbund Peine auch in diesem Jahr wieder veranstaltet. Auf einem Bauernhof in Brandenburg wurde den Kindern dabei einiges geboten.

Peine/Dargardt

Ein kleiner Steppke fängt behutsam einen Käfer, beobachtet ihn gemeinsam mit anderen Insektenforschern im Becherglas und lässt ihn wieder frei. Eine Mädchengruppe kichert, albert herum und überlegt, welches T-Shirt für den Kinderdisko-Abend das schönste wäre. Andere Kinder schreiben und bemalen Postkarten an die Eltern oder spielen Fußball. Zur Nachmittagsrast versammeln sich alle an Tischen und lassen sich Marmeladenbrötchen schmecken. 

„Wir machen kein Erziehungsprogramm für die Kinder, haben nur gültige Regeln für die Zeit, die wir hier sind. Zuwendung, Diskretion, Wertschätzung und Aufmerksamkeit, die Kinder kriegen alles, was ihr Herz begehrt“, sagt Bärbel Schlossarczyk, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Peine. Sie verbringt mit 25 Kindern und zehn Betreuern eine zehntägige Ferienfreizeit auf dem elterlichen Bauernhof des Peiner Rechtsanwaltes Manfred Christian in Dargardt in der Prignitz, einer Natur- und Kulturlandschaft in Brandenburg. 

Auf Initiative des Lions-Club Peine kam 2012 der Kontakt zustande. Der Serviceclub beteiligt sich seither jedes Jahr an der Finanzierung der Ferienfreizeit. Die Lions-Mitglieder Lutz Kuckuck, Hubertus Gillmeister und Torben Hacke besuchten die Ferienkinder auf dem Hof.

Schon von weitem ist die rund 120 Meter lange Natursteinmauer des Hofes sichtbar. „Aida“, eine Deutsche Dogge, kündigt kurz Gäste an, sucht dann wieder Abkühlung im Haus. Auf der anderen Seite spielen die Kinder Völkerball – und die Nachbarin bringt selbst eingelegte Gurken im Tausch für eine Portion Rote-Linsen-Suppe. 

Die Kinder schlafen auf Luftmatratzen im Heu, Allergiker übernachten im Zelt. Ausflüge ins Freibad, Wanderungen, Spiele, Themenabende und Grillen stehen auf dem Programm.

„Unsere verhaltensoriginellen Kinder verstehen sich alle ganz toll miteinander, es ist eine außergewöhnlich gute Stimmung“, freut sich Bärbel Schlossarczyk. Die neun Mädchen und 16 Jungen sind im Alter zwischen sechs und 14 Jahren, manche sind Geschwisterkinder, andere kommen zum wiederholten Male nach Dargardt. Die Kinder besuchen alle Schulformen.

Fachkompetenz, emotionale Stärke und große Gelassenheit sind spürbar beim Betreuerteam, um Bindungen und Beziehungen zu den Kindern entstehen zu lassen. Tagesmütter, Erzieher, Studenten aus dem Feld der Sozialen Arbeit und Mitarbeiter des Kinderschutzbundessind dabei, viele von ihnen begleiten die Freizeiten ehrenamtlich seit Jahren. Es geht zu wie in einer Großfamilie, jeder packt mit an, man hört sich gegenseitig zu, erzählt und vertraut einander. 

Der Zusammenhalt und die Fürsorge schaffen Harmonie – die Ferientage auf dem Land bieten Freiheit und Rückzug zugleich. Kein Fernseher läuft, kein Handy klingelt. Die Morgensonne holt die Kinder aus dem Bett, die Sinne sind geschärft, das Frühstück draußen schmeckt besser. 

Jeden Morgen werden beim Bäcker im Nachbarort 100 frische Brötchen gekauft, die Vorräte für den Tag besorgt – und viel frisches Obst und Gemüse kommen auf den Tisch. Keiner mäkelt, die gemeinsamen Mahlzeiten sind ein Erlebnis. 

Ein Geburtstag steht an: Alle singen und ein Herzenswunsch-Geschenk wird überreicht. Auf dem Kuchen brennt eine Kerze, das Geburtstagskind verteilt Süßigkeiten, ist glücklich.

Es ist die Ursprünglichkeit und Natürlichkeit dieses Landlebens – eine Atmosphäre, die Ruhe und Ausgeglichenheit schafft. In der dünn besiedelten Prignitz, in der man sich kennt, schätzt und gegenseitig hilft, ist die Lebensqualität nicht künstlich erzeugt und schafft so Raum für positive Veränderung.

Von Birthe Kußroll-Ihle